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Wir schauen heute mal wieder in ein Buch hinein, dass sicherlich viele von Euch als interessant empfinden könnten. Das Buch „Kochen 1 aus Rucksack und Packtasche“ von Nicola Boll verrät im Buchtitel eigentlich schon genau die Zielgruppe, wobei wir zur Gruppe vielleicht noch die Bootsreisenden hinzufügen würden.

Das Buchthema ist vorallem für diejenigen interessant, die sich in nachfolgenden Beispielen wiederfinden. Man kennt es ja selber, vorallem, wenn man in kleinen Gruppen läuft, in denen es immer mal wieder diese berühmten Nörgler gibt. Es wird genörgelt, das Essen sei auf Tour zu einseitig, die Trekking-Mahlzeiten als solche würden nicht schmecken oder das man bis dato noch kein optimales Frühstück gefunden hat. Zuhause schmeckt es ja eh besser.

Mit diesem Hintergrund sind Kochbücher für Reisende natürlich besonders interessant, denn die Hoffnung ist hier schon mal sehr ausgeprägt, dass man auch unterwegs ein schmackhaftes und abwechlungsreiches Essen geboten bekommt. Große Hürde ist dabei jedoch, dass man gegenüber der heimischen Küche natürlich erst einmal Zutaten und Gewürzen irgendwie mitnehmen muss.

Typische Erwartungshaltung?

Bevor man sich nun dem Buch direkt widmet, was würde man sich von so einem Buch erhoffen? Als Fundstück in anderen Kochbüchern für die heimische Küche könnte man sich hier ein paar nützliche Tipps vorstellen, wie man seine Outdoorküche bestücken sollte und was unterwegs nicht fehlen sollte. Möglich wäre z.B. ein Blick auf die Gewürze, auf Zutaten und natürlich auch auf kleine Küchenaccessoires, die man auch auf Tour dabei haben sollte. Interessant sind natürlich auch Rezepte und das natürlich vorallem mit dem Hintergrund, dass man unterwegs nicht immer nachkaufen kann bzw. jede Zutat zugleich auch das Rucksackgewicht in die Höhe schraubt. Die Rezepte sollten natürlich auch ausgewogen sein, d.h. das Frühstück sollte genauso berücksicht werden, wie jede andere Tagesmahlzeit.

Kochen 1 aus Rucksack und Packtasche“ von Nicola Boll

Der Blick ins Buch offenbart eine gute Struktur, die man dank des typischen „Conrad Stein Verlag„-Formats auch immer dabei haben kann. Das Buch passt wunderbar in die noch so kleine Beintasche oder in das Deckelfach vom Trekkingrucksack und so hält sich auch das Gewicht in Grenzen. Dafür kann man nun unterwegs auch in den Kapiteln „Theorie“, „Die Küchenausrüstung“, „Tricks und kleine Kniffe“, „Umweltschutz“, „Koch-Rezepte“ und „Die Kunst des Backens“ immer mal wieder nachlesen.

Theorie

Wer sich bislang noch nicht mit dem Ernährung auf Tour beschäftigt hat, der wird beim Lesen im Buch seine Freude haben. Die Autorin gibt sich sehr viel Mühe wirklich jede erdenkliche Zutat vorzustellen und gegebenfalls auch Alternativen zu teuren Zutaten aufzuzeigen. Gerade für Neulinge ist es sehr gut geeignet, da man gerade in den Anfangssituationen meist viele Fehler macht. Punkte wie z.B. wieviel Essen pro Tag brauche ich überhaupt oder kann man sich auf Tour dauerhaft selbst versorgen, werden gut aufbereitet und verständlich erklärt. Als erfahrene Wanderführerin hat sie über die Jahre natürlich deutlich mehr Erfahrungen gesammelt, darum ist es auch für uns als Jemand, der unterwegs ausschließlich Trekking-Mahlzeiten kocht, interessant zu lesen, dass sie selbst wohl nur Touren bis zu 14 Tage als Selbstversorger realisierbar sieht und man für Touren darüber hinaus Hilfsmittel wie Depot oder Pulka benötigen wird. „Quereinsteiger“, wie wir es wohl wären, können sich über das Buch gut informieren.

Kochausrüstung

Beim Thema Kochausrüstung gibt sich die Autorin nicht weniger Mühe, offenbart „leider“ jedoch auch, wohin die Reise geht. „2-3 Töpfe unterschiedlicher Größe und eine Pfanne“ ist für Trekkingtouren erst einmal eine Hausnummer, denn jeder Topf und jede Pfanne treibt auch das Gewicht bzw. das Volumen in die Höhe. Als Adressat für die Rezepte kann man so eigentlich nur die Trangia-Fraktion erblicken, den die meisten Kochsets für reine Trekkingtouren sind dann eher etwas puristisch und lediglich beschränkt auf Topf und Deckel. Zur Tourvorbereitung sollte man nicht nur zur Übung die Gerichte vorher kochen, sondern eben auch, um das Handling der Rezepte mit weniger Kochequipment zu testen.

Was jedoch wieder positiv auffällt, sind auch hier wieder die hilfreichen Tipps, wie man sich das Kochen unterwegs erleichtern kann. Bedenken sollte man als Neuling vor seiner ersten Tour, dass man unterwegs eben nicht die vielen Behälter, Messbecher und Küchenhelfer zur Hand hat. Darüber hinaus gibt es auch nützliche Punkte zur Kocherwahl zu lesen, wo die Autorin sich z.B. auch den verschiedenen Kocherarten widmet. Auch wenn erfahrene Tourengeher vielleicht schon ihre persönliche Wahl getroffen haben, ist es vielleicht trotzdem interessant, wenn man die jeweiliegen Pro & Contra Punkte der verschiedenen Kocher anschaulich in einer Tabelle sehen kann. Vielleicht ändert der ein oder andere Leser vielleicht auch das Kocherset, wenn er z.B. Preis/Liter in € bei seinem Kocher anschaut.

Tricks und kleine Kniffe

Auch wenn man selber schon seit gut 20 Jahren tourt, sind die Tricks und kleinen Kniffe immer mal wieder interessant zu lesen. Man mag vielleicht nicht jeden Trick übernehmen, es ist aber hilfreich zu lesen, wie andere sich auf Tour in der ein oder anderen Situation helfen konnten. Für die erste Wintertour stehen ebenso gute Tipps im Outdoor-Handbuch, wie z.B. beim Kochen in der Dämmerung oder im Regen.

Umweltschutz

Natürlich gehört zu jeder Tour das Thema Umweltschutz, denn wir sind es ja, die eben mit unserer Handlung auf Tour die Natur beeinflussen können. Kippen wir unseren Abwasch ins Gewässer oder lassen wir schlicht und ergreifend aus Faulheit den Abfall zurück, so hat man zwar vielleicht noch keine Katastrophe ausgelöst, aber bereits Spuren im Ökosystem hinterlassen. In zahlreichen Punkten schreibt die Autorin, wie man sich unterwegs verhalten sollte und dem ist so nichts mehr hinzuzufügen. Gut ist dabei auch passend zum Buch der Hinweis, dass man sich beim Kauf der Lebensmittel für die Touren auch mit deren Verpackungen beschäftigen sollte. In Anlehnung an das nächste Kapitel ist so z.B. von uns der Instantkaffee genannt, der in Portionsbeutel deutlich mehr Abfall verursacht und den es auch in einer größeren, dafür Einzelpackung gibt.

Rezepte

Die Rezepte sind gut aufgeteilt in Frühstück, Mittagspause und Dinner am Abend. Vielleicht ist die Erwartungshaltung mit Blick auf die heimischen Kochbücher zu hoch, aber bei einigen Rezepte kann man Fotos vom Gericht vermissen. Das Auge isst bekanntlich mit und auch wenn man sich das Essen durchaus am Ende vorstellen kann, so sind Bilder immer schöner. Vielleicht kann man in einer späteren Ausgabe die Bilder via QR Code online abrufen und sich die optischen Highlights im Anschluss im Buch anmarkern. Die Autorin ist verheiratet und Mutter zweier Kinder, dementsprechend gibt es wohl auch Rezepte für vier Personen. Wer Rezepte für Solotouren sucht, der muss sich entweder die Rezepte auf eine Person runterrechnen oder eben sich diese speziell auch nach den Zutaten aussuchen. Auf dem ersten Blick wirken die Zutaten nun nicht gerade ungünstig im Transport, trotzdem liegt es nah, dass man sich bei den Rezepten gern mal den Zustand ausnutzt, dass die Zutaten nicht nur in einem einzelnen Rucksack oder Packtasche verstaut sein müssen.

Backen

Auch wenn man vielleicht selber noch nicht mit dem Gedanken gespielt hat, auf Tour zu backen, nützliche Tipps und vorallem auch Rezeptideen lassen sich in diesem Buch sehr schön entdecken.

Am Schluss gibt es nützliche Checklisten und eine gute Übersicht darüber, wie man sich auch ohne Messbecher z.B. mit Ersatzhelfer in der Wildnis zurecht findet.

Fazit

Man blickt in erster Linie sehr subjektiv in die Bücher, denn jeder von uns hat so seine eigene Auffassung von dem, was in so einem Buch drin sein sollte und was nicht. Erfrischend finde ich es vorallem, dass die Autorin tatsächlich der Rucksack-und Packtaschentour treu bleibt und man von vorne bis hinten auch keine großen Abweichungen findet. Es ist ja immer etwas ärgerlich, wenn man sich z.B. ein „Outdoor-Kochbuch“ bestellt und beim häuslichen Lesestudium wird schnell klar, dass es sich lediglich für Campingurlaube eignet. Hier sei natürlich auch auf „Kochen II – Kochen für Camper“ aus dem gleichen Verlag hingewiesen, dass sich wohl nun dieser Zielgruppe widmet.

Weitere Outdoor-Handbücher zum Thema aus dem Conrad Stein Verlag

Rein nach meinem Geschmack wären mir bei den Rezepten vielleicht so vorher-/nachher-Bilder lieber, wo man z.B. die Menge an Zutaten visuell auf einem Foto geboten bekommt und natürlich auch das finale Produkt. Andere Idee wäre vielleicht auch eine Übersicht, welche Zutaten z.B. auch bei anderen Rezepten benötigt werden. So könnte man sich z.B. die Tourverpflegung besser planen. Unterm Strich ist aber auch die Frage, ob sich die Realisierung dieser Ideen überhaupt lohnt, denn streng genommen hat man gerade beim Überfliegen der Kapitel knapp über 20 Rezepte in den Bereichen Frühstück bis Abendessen entdecken können. Den Backbereich habe ich mal rausgenommen, da dies vielleicht nicht bei jedem auf Tour vorkommen dürfte und man in erster Linie nach den anderen Bereichen sucht. In einigen Amazon-Rezensionen liest man von schwerer Beschaffung diverser Zutaten. Ok, Milch stellt man sich in erster Linie in Tetrapacks vor, genauso Eier schön in ihrer Schale und trotzdem gibt es beide Zutaten bequem in Pulverform. Bei Krabben stelle ich es mir auch schwierig vor, aber in Anlehnung an den Buchtitel, so denke ich spontan an den Nordseeküstenradweg, bei dem man in Gemeinden wie Greetsiel sich durchaus auch mit diesen Zutaten problemlos eindecken dürfte.

Grundsätzlich finde ich das Buch sehr gut ausgewogen, denn auf 123 Seiten findet man zwar nicht nur Rezepte, dafür aber sehr viele interessante Kapitel, die das Thema Outdoor-Küche erst vollständig machen. Wünschenswert und dies ist eher ein Wunsch direkt an den Verlag und weniger an die Autorin, wäre ein reines Kochbuch für Touren draußen in der Natur. Kein Basiswissen zum Kochen in der Natur, sondern eine reine Rezeptsammlung aufgeteilt in die jeweiligen Bereiche der verschiedenen Outdooraktivitäten. Mit dem Blick in das Buch ist dieser Wunsch nach so einer Sammlung größer denn je und die Autorin darf sich gern an dieser Sammlung mit ihren vorhandenen Rezepten beteiligen, denn diese machen Lust aufs nachkochen und auch die übrigen Autoren des Verlags haben bestimmt das ein oder andere Rezept zur Hand, dass man in so einer Sammlung aufnehmen könnte.

Kochen 1 aus Rucksack und Packtasche

978-3-86686-406-1

von Nicola Boll
8,90 €

6. Auflage 2013, 128 Seiten, 18 Skizzen und Illustrationen, 38 farbige Abbildungen