In den vergangenen Wochen hatten wir die Gelegenheit uns mal wieder mit bestimmten Materialien zu beschäftigen und sie auf Tour zu testen. Wir gehen hier daher weniger darauf ein, wie der Schnitt des Produkts ist oder wie gut erreichbar die Taschen sind, sondern widmen uns ausschließlich dem Stoff. Aufgrund der Kälte bot sich natürlich in erster Linie an, dass man sich mit einer Technologie beschäftigt, die unterwegs für Wärme sorgen soll und die sich für den Wintereinsatz optimal eignet.
Das High Loft von Polartec in den Ausprägungen von Thermal Pro® High Loft bzw. Powershield High Loft hatten wir zwar schon auf mehreren Messebesuchen an den Ständen der Outdoormarken in diversen Jacken & Midlayer erblicken können, zum Einsatz kam sowohl das eine, als auch das andere bei uns auf Tour jedoch noch nicht. Durch ein „Seeding Garment“ hatten wir nun die Gegelegenheit die Polartec® Powershield® Technologie in all ihren Ausprägungen im Einsatz auf Schneeschuhtouren und beim Wintertrekking zu testen.
Erst einmal muss man vielleicht klären, was das Polartec® Powershield® überhaupt ist.
Mit Power Shield® hatte Polartec® eine Generation funktioneller Oberbekleidung geschaffen, die sogenannten Softshells. Mit diesem Gewebe hatte man eine einzige Lage statt der sonst üblichen zwei (Fleecejacke & Hardshell) im Schichtsystem, wo nun der einzelne Stoff bei nahezu jedem Wetter Schutz bietet. Da dieses Material keine reine Regenjacke gewesen ist, war es neben besonders atmungsaktiv, auch noch abriebfest und dazu noch dehnbar. Die Haptik ist wie zuvor schon beim NeoShell sehr weich und lässt kaum erahnen, dass man eine vollwertige Softshelljacke trägt.
An der Haptik kann man vielleicht erahnen, dass Polartec bislang gerade im Fleecebereich die treibende Kraft bei der Entwicklung neuer Technologien gewesen ist und mit Blick auf das facettenreiche Spektrum denkt erst einmal niemand daran, dass das alles etwas mit dem häuslichen 08/15 Fleecepullover gemeinsam haben könnte. Nehmen wir das Polartec Thermal Pro High Loft, so ist dies ebenfalls ein Fleece und zugleich das wärmenste und leichteste Fleece, das heute auf dem Markt erhältlich ist.
Im Bereich des Powershield gibt etwas ähnliches zum High Loft beim Polartec Thermal Pro mit Namen Polartec Powershield High Loft. Die Softshelljacken mit Polartec® Powershield® High Loft dürften den Produkten mit Polartec Thermal Pro High Loft im Punkto Wärmeleistung in nichts nachstehen oder ihnen wenn sie doch unterlegen sein sollten, nur einen kleinen Vorsprung lassen. Nicht verwunderlich ist es daher, dass die Polartec® Stoffe technisch immer weiter vorangetrieben werden und man darf gespannt sein, was sich in dem Bereich noch ergibt.
Zur Verständnis dient dabei der Blick auf den Aufbau von Powershield:
Die Polartec® Power Shield® Stoffe bestehen auf der Außenseite aus einem besonders dichten und glatten Nylon-Gewebe, das abriebfest ist, ohne so hart zu sein oder zu rascheln wie traditionelle Außenstoffe (Shells). Ein Polyester Velour auf der Innenseite speichert die Luft und garantiert so ein optimales Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis.
Quelle: Polartec® Power Shield®
Beim Polartec Powershield High Loft ist nun dieses Polyester Velour zotteliger, wenn man es rein von der Optik beschreiben mag. Es hat extra auf der Innenseite zum Körper eine offene Maschenbildung, das zum einen eine hohe Komprimierbarkeit ermöglicht, zugleich die Luftzirkulation verbessert und das Gewicht minimiert. Eine kleine Besonderheit ist hierbei auch die Kästchenstruktur, denn dieses „zottelige“ Velour wird immer wieder durch dieses Kästchensystem unterbrochen. Was nicht nur interessant ausschaut, hat zugleich auch eine Funktion, denn durch diese Unterbrechungen der Isolationsschicht konnte man die Atmungsaktivität steigern. Außen schaut die Jacke durch die „durchgesteppte“ Optik wiederum nicht weniger interessant aus.
Vor allem in Situationen, wo man nur so viel dabei haben kann, wie man selbst beim Skifahren, bei Rucksacktouren oder beim Klettern tragen kann, kommt es auf die Effektivität der Produkte an und das wäre eben auch bei einer wärmenden Softshelljacke und die dort zu erwartende Isolation das Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis.
Laut Laborwerten von Polartec ist das High Loft des Thermal Pro mindestens 20% wärmer als herkömmliche Fleecestoffe. Da das Wärmeempfinden fern der Labore immer rein subjektiv ist, mag man sich zu einem genauen Wert des Polartec® Powershield® High Loft nicht äußern. Ebenso schwierig ist es zu beurteilen, da bei unserem „Seeding Garment“ der Bodymapping Technologie nachempfunden, bestimmte Stellen weniger isoliert sind bzw. durch ein anderes Polartec Material, dem Polartec Powershield O2 bzw. dem Polartec Power Shield Pro, ersetzt wurde. Unterm Strich muss man jedoch sagen, dass die Jacke einen sehr warmen Eindruck hinterlassen hat und sich hier die Überlegungen von Polartec bestätigen.
Bei den meisten Wetterbedingungen ersetzt eine Bekleidung aus Polartec® Power Shield® traditionelles Fleece sowie das Tragen von drei Schichten. So wird sowohl Gewicht eingespart und die Anzahl der Schichten reduziert.
Quelle: Polartec Powershield
Anfänglich mit einem Short Sleeve und der Jacke ausgestattet, bei knapp über dem Gefrierpunkt noch leicht gefrorren, war es nach einiger Zeit angenehm warm in der Jacke. Das weiche und wärmende Velour hätte so prinzipiell vielleicht ein 200er Fleece ersetzt.
Bei vielen Jacken bzw. Materialien hat man leider das Problem, dass diese entweder zu warm oder zu kalt sind. Schweißtreibende Aktivitäten in einer dicken Daunenjacke wird man so sicherlich kein zweites mal machen. In der Jacke mit Polartec Powershield® war ähnlich dem Klima in der Testjacke zur NeoShell dauerhaft ein gutes Klima spürbar. Nach anfänglicher Kälte wurde es warm, jedoch nicht zu warm. Eine offene Maschenbildung soll dabei für für eine Verbesserung der Luftzirkulation sorgen und dies hat man wohl auch gut unterwegs auf Skier bzw. Schneeschuhen spüren können. Mitgewirkt hat aber sicherlich auch die extreme Atmungsaktivität des Stoffes, denn der Wasserdampf kann ungehindert nach außen dringen. Anders als bei anderen Materialien, wo man auf PitZips angewiesen wäre, kann am ganzen Körper die Luft durch das Gewebe eindringen. Auskühlung muss man jedoch auch nicht befürchten, denn besaß das Powershield noch eine Winddichtigkeit von 95 %, so hat nun das Polartec Power Shield Pro eine 99% Winddichtigkeit und ist viel stärker wasserabweisend. Mag man Gore Windstopper mit Polartec Power Shield Pro vergleichen, so hat das Polartec Material eine höhere Wasserdampfdurchlässigkeit und den besserem Schutz gegen Nässe.
Nimmt man als Vorzüge jedoch nicht nur die erhöhte Wärme-Isolation, sondern wirft zugleich auch einen Blick auf das Packmaß, so ist dies auch deutlich besser. Rein vom Kältemempfinden hätte man wohlmöglich zur dicken Fleecejacke und seperater Softshelljacke gegriffen, vergleicht man nun beide Szenarien gepackt im Rucksack, so ist die Jacke mit Polartec Technologien deutlich kleiner verstaut.
Würde man rein das Powershield High Loft mit der ebenbürtigen Fleecejacke vergleichen, so würde es sich wohl ähnlich dem Vergleich Polartec® Thermal Pro® Stoff und Standard-Fleece verhalten. Auch hier gibt es von Seiten Polartec ein paar interessante Zahlen an die Hand, wo es heißt, dass die Polartec® Thermal Pro® Stoffe extrem komprimierbar sind und bis zu 40% mehr Platzersparnis gegenüber einem Standard-Fleece bieten.
Fazit
Jede Isolation und Softshellart hat seine Berechtigung, so auch eine Jacke mit der Kombination aus diesen Polartec Materialien, dass sich vorallem für schweißtreibende Aktivitäten anbietet, denn ungeachtet dem optimalen Wärme-zu-Gewicht-Verhältnis ist die Jacke nicht auftragend gewesen. Der dünne Isolationsstoff nimmt einem im Gegensatz zu manch einem anderen Material nicht die Bewegungsfreiheit. Sparen konnte man sich auch die ein oder andere Lösung als zusätzliche Isolationsschicht.
Überrascht ist man auf Basis der „Dicke“ der Jacke auch über die Wärmeeigenschaften gewesen, denn eigentlich hätte man nicht erwartet, dass z.B. ein T-Shirt als „Baselayer“ in Kombination mit der Jacke bei Temperaturen um den Gefrierrpunkt vollkommen ausreichend war, was z.B. die Wärme betraf. Auch hier sei aber noch mal darauf hingewiesen, dass das Wärmeempfinden recht subjektiv ist.
Wie man rauslesen kann, sind wir vom Stoff begeistert und wollen die Jacke auf winterlichen Touren nicht mehr missen.
[…] im Praxistest hatten. Über die Materialien aus dem Hause Polartec hatten wir bereits in einem allgemeineren Artikel am Anfang des Jahres geschrieben, nun wo es das Outdoor Research Men’s Speedstar Jacket™ im Handel gibt, lohnt […]