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Auf der OutDoor 2013 konnte man neben vielen neuen Produkten auch die Athleten der Outdoormarken treffen, wobei ein Termin bei Montane aus dem Rahmen fällt. Vorträge, Dia-Shows und Filmevents über Kletterexpeditionen, MTB-Trails oder Trekkingtouren war man in der Vergangenheit gewohnt, nun konnte man mal über ein ganz anderes Thema etwas sehen und vorallem hören.

Treffen konnten wir in Form eines Vortrags in kleiner Runde Birgit Lutz und Hannes Boneberger. Auch wenn sie schon fast wieder auf dem Sprung zur nächsten Polarexpedition war, bot sich auf der Outdoormesse noch die Gelegenheit etwas von ihrer letzten Polarexpedition zu erfahren.

Fotocredit: Montane

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MONTANE® Athletin Birgit Lutz berichtete von ihrer erfolgreichen Grönland-Durchquerung

27 Tage, 560 Kilometer, 75 Kilo Gepäck pro Person – das sind die Eckdaten der Grönland-Durchquerung von Birgit Lutz, Hannes Boneberger und Thomas Raach. Am 7. Mai war das Team in Kangerlussuaq an der Westküste Grönlands gestartet, am Abend des 2. Juni kamen sie in einer kleinen Hütte am Fjord von Isortoq an der Ostküste an.

\“Die letzten Tage waren wie ein Geschenk\“, sagt Birgit Lutz, \“ein norwegischer Freund von mir, mit dem ich schon am Nordpol war, hat eine Gruppe über Grönland geführt. Am 22. Tag sind wir auf sie getroffen und haben die letzten Tage mit ihnen verbracht, sind zusammen den Gletscher abgefahren. Es ist ein wunderbares Gefühl, wenn nach der langen Zeit bergauf und in schwierigen Schneeverhältnissen zum ersten Mal der Schlitten von alleine läuft – eine Abfahrt, die in den Alpen langweilig wäre, war dort dann aufregend, spannend und wunderschön!\“

Dass sich Birgit Lutz so über die Abfahrt freute, ist verständlich. Anfangs hatten ihre Schlitten etwa 75 Kilo gewogen, mehr als ihr eigenes Körpergewicht. Mit diesem Gepäck in der Pulka stieg das Dreierteam über den Gletscher auf eine Höhe von 2500 Metern auf. Vor dem ersten Etappenziel, der Dye-Station, einer verlassenen Polarstation der Amerikaner aus dem Kalten Krieg, hatte das Team mit Whiteouts und heftigen Winden zu kämpfen – mehrere Tage wanderten sie durchs weiße Nichts, eines Nachts brach ihnen der Wind ihre doppelten Zeltstangen.

In einem solchen Schneesturm kam das Team am 12. Tag an der Dye-Station an, \“eine absolut gespenstische Situation\“, sagt Birgit Lutz. \“Da steht mitten im Eis auf einmal dieses verlassene, eingewehte Monstrum aus Beton und Stahl, und innen findet man eine Szenerie, als sei das Haus gestern erst verlassen worden…\“

Nach dem Aufentalt in der Polarstation besserte sich das Wetter deutlich, doch es ging weiter bergauf, bis am Morgen des 19. Tags der Sattel erreicht und der höchste Punkt überschritten war. Tiefe Sastrugi und Neuschnee erschwerten das Vorankommen abwechselnd, die Temperaturen allerdings blieben kommod: In der Nacht sanken sie zwar auf -29 Grad, tagsüber allerdings wurde es teils so warm, dass die Drei täglich ihre Bekleidungsstrategie verfeinern konnten.

Die stetig wechselnden klimatischen Bedingungen erforderten viel von der MONTANE® Ausrüstung, mit der das Team unterwegs war: Wind- und Nässeschutz, Wärmeleistung und höchste Atmungsaktivität. \“Morgens startete ich mit der ‚Alpine Endurance‘ Shell aus eVent, darüber noch die ‚Nitro Vest‘ Daunenweste, je nach Wind. Dann kam erst die Weste weg, später sogar die Shell. Wenn es windig wurde, habe ich ein Windshirt, den ‚Featherlite Smock‘, über die Unterwäsche gezogen – eine tolle Kombi für warmes Wetter mit Wind\“, erklärt Birgit ihre Strategie.

Fotocredit: OutdoorBlogNews

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Schon jenseits des Sattels trafen die Drei schließlich auf die Gruppe von Bengt Rotmo, der fünf Kunden über das Eis führte. \“Bengt führt für Boerge Ousland Expeditions, hat schon die Nordwestpassage auf Skiern durchquert und ist ein sehr guter Freund von mir – es war ein Fest, im Eis auf ihn zu treffen, und wir hatten in den letzten Tagen mit dieser Gruppe viel Spaß\“, sagt Birgit.

Unbeschreiblich der Moment, in der sie zum ersten Mal wieder Berge sah: \“Auf einmal drehte sich einer der Norweger, Christoffer, um und sagte, schau, da sind Berge! Mein Blick folgte seinem Skistock und tatsächlich – über dem weißen Horizont war deutlich eine Bergkette zu erkennen. Land. Das Ende des Eises. Das war ein wundervolles Gefühl, warm und voller Freude: Bald hatten wir es geschafft! Darüber war ich wahnsinnig glücklich, denn unterwegs war es einige Male sehr schwierig. Die Bedingungen waren teils schon sehr zäh, und wenn man dann bei Kilometer 200 ist und noch 360 vor sich hat, beginnt man schon mal zu zweifeln…\“, sagt Birgit Lutz. \“Darin besteht dann die eigentliche Kunst: dass man diese weite Strecke nie als Ganzes ansieht und sich nicht von ihr beeindrucken lässt. In sinnvolle Tagesetappen aufgeteilt ist es eine wundervolle Tour durch eine gigantische Landschaft.\“

Im Fjord von Isortoq konnte die Gruppe nicht bis zum Ort gelangen, da das Meereis bereits aufgebrochen war. Bis zur Hälfte konnten sie mit Skiern an die Eiskante fahren, wo sie von dem Inuit Saluk in sein Motorboot geladen wurden. Mit ihm fuhren sie die letzten Meter zu der einsamen Inuitsiedlung Isortoq, durch knisternd schmelzende Eisberge hindurch. Dort wartete im Servicehouse die erste heiße Dusche auf das Team – und ein improvisiertes Abschiedsfest. Per Hubschrauber ging es am nächsten Tag weiter nach Tassilak und Kulusuk, und über Island wieder nach München.

Hat Birgit jetzt genug vom Eis? Sie lacht und sagt: \\\“Im Kopf bin ich ja immer noch im Eis, weil ich jetzt ein Buch über diese Expedition schreibe, das war ja einer der Gründe, loszuziehen. Aber ich bin jetzt schon froh, in unserem schönen Bayern den Sommer leben zu können, mit Abenden am See, darauf habe ich mich irre gefreut. Aber in drei Wochen gehts schon wieder los, und darauf freue ich mich genauso!\“ Dann fährt sie noch ein Stück weiter in den Norden: zum Nordpol. Allerdings, wie sie sagt, \“wesentlich kommoder\“, an Bord eines Eisbrechers – als Mitglied des Expeditionsteams hält sie dort Vorträge über Eisbären, den arktischen Lebensraum, spannende Expeditionsgeschichten – und passt bei Landgängen auf, dass nichts passiert. Einen Monat wird sie unterwegs sein. Und ein Plan für die nächste Ski-Expedition? Sie grinst. \“Bengt hat ein paar interessante Vorschläge gemacht\“, sagt sie. \“Mal schauen.\“

Wir sind uns sicher, dass es auch von Birgit Lutz und Hannes Boneberger zu ihren Expeditionen Vortragsreihen gibt, wobei wir Euch hier noch keine Termine oder Orte nennen können. Alternativ können wir Euch aber von Birgit Lutz ihr Buch „Unterwegs mit wilden Kerlen: Eine Frau erobert die Arktis“ empfehlen.

Bild & Quelle: Montane